Über zwei Stunden „Jetzt red i“ fürs Fernsehen

2013.02.21 PNP

Aufzeichnung der Sendung des BR im Kurhaus − 45-Minuten-Beitrag wird am 13. März ausgestrahlt – von Jens Schörnich

Mit vier Kameras wurde die Sendung für das Bayerische Fernehen aufgezeichnet.

Freyung. Fernsehen für die Bürger. Jeder darf sagen, was er denkt ohne einstudiert reden zu müssen. Ein Erfolgsrezept, das sich seit 43 Jahren bewährt. Das war auch am Dienstagabend im Kurhaus der Fall.

 

Die Bürger aus Stadt und Landkreis zeigten sich bei der Aufzeichnung der Sendung „Jetzt red i“ mit Moderator Tillmann Schöberl alles andere als kamerascheu und brachten vor, was ihnen am Herzen lag. Auf die Antworten der Politiker oder Behördenleiter müssen sie noch bis zum Mittwoch, 13. März, warten. Dann wird die Sendung von 20.15 bis 21 Uhr im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt.

„Achtung! Jetzt geht’s los – Applaus!“. Beim Fernsehen wird nichts dem Zufall überlassen. Das erlebten 150 Zuschauer live bei der Aufzeichnung der beliebten Bürgersendung „Jetzt red i“, gleich zu Beginn. Für mehr Besucher war kein Platz, denn für die vier Kameras, Kabelträger, Regie und Tonleute mussten breite Gänge frei gehalten werden. „Der Regisseur braucht zum Auftakt einen schönen Beifall“, erklärte Moderator Tillmann Schöberl. Auch die Blaskapelle Kreuzberg musste einige Lieder spielen, bis die Tontechniker zufrieden waren.

Die Mitstreiter der Ilztalbahn stellten ihr Projekt vor.

Meterweise Kabel verlegt Schon vor der Sendung drehte der große, schlaksige Moderator eine Plauderrunde und begrüßte dabei auch Landrat Ludwig Lankl und Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich. In lockerer, humorvoller Weise erläuterte er in dem zum Fernsehstudio umfunktionierten Kursaal den Ablauf und wies auf einige Verhaltensregeln hin. Vor dem Kurhaus waren schon am Vortag mehrere große Lastwagen aufgefahren, drinnen wurden meterweise Kabel verlegt. Die zahlreichen Scheinwerfer sorgten im Saal für gleißende Helligkeit und Wärme. Wie gesagt, beim Fernsehen ist alles detailliert geplant. So hatten sich Tillmann Schöberl und die zuständigen Redakteure bereits im Vorfeld mit einigen Rednern getroffen und ihr Anliegen durchgesprochen.

Eine Vielfalt von Themen hatten die Bürgerinnen und Bürger eingereicht. Der Moderartor versprach zwar, „die Fußballfans sitzen rechtzeitig zur zweiten Halbzeit des Champions-Spiel der Bayern vor dem Fernseher“, doch dann dauerte es fast zweieinhalb Stunden bis der letzte Redner sein Anliegen vorgebracht hatte. Den Auftakt machte Josef Manzenberger. Der Kreuzberger Landwirt sprach das leidige Thema der Ohrmarken bei Rindern an. „Sie brechen sehr leicht und wenn eine Marke verloren geht, kann es zum Abzug von Fördergeldern kommen“, monierte er. Die Lösung wäre ein stärkerer Dorn. Da ist aber der Tierschutz dagegen. „Da sollte man sich im Ministerium um einen Kompromiss bemühen“, forderte Manzenberger. Ebenso dringlich wäre die Anerkennung als Berggebiet. „Wir erfüllen die Kriterien, bekämen dann Fördergelder und hätten Planungssicherheit“, erläuterte er. Seit Jahren hört man von den zuständigen Stellen „wir sind dran, doch passieren tut nichts“.

Josef Wimmer, Schulleiter der Realschule, sprach das Thema grenzüberschreitende Partnerschaft mit tschechischen Schulen an. Das wird in Freyung und anderen Schulen mit sinnvollen Projekten sehr erfolgreich praktiziert, doch Wimmer fürchtet um die Nachhaltigkeit. „Wir wollen die Kontakte pflegen, vertiefen und sie im Sinne der Euoparegion ausbauen“. Das ist auch von oben so gewollt. „Dann müssen wir auch mit einem entsprechenden Budget ausgestattet werden“, forderte er vom Kultusministerium.

Humorig uns souverän führte Tillmann Schöberl durch die Sendung, die im Kursaal aufgenommen wurde.  − Fotos: Schörnich

„Seit 2010 hat sich die Zahl der Unfälle an der Einmündung zur B 12 bei Ort verdreifacht“, machte Otto Christoph von der Feuerwehr Freyung deutlich. Die einfachste und billigste Lösung wäre ein Kreisverkehr. Die Fläche ist da, doch das Straßenbauamt hält an seiner Einstellung „an der Bundesstraße kein Kreisverkehr“, fest. Was für ein Monster dann heraus kommt, kann man in Waldkirchen sehen. Das gleiche Problem hatte man bis vor 15 Jahren an der ehemaligen Schützenheimkreuzung. „Nur einen Kilometer weiter funktioniert es auf der B 12 mit Kreisel. Warum es in Ort nicht gehen soll, versteht der Bürger nicht mehr“.

Prof. Dr. Andreas Grzemba, Julian Scheuchenzuber und Unternehmer Josef Liebl stellten die Bedeutung des Technologie Campus in Freyung heraus. „Wir können uns hier behaupten und so Absolventen in der Region halten“, machte Scheuchenzuber deutlich. „Unsere Stärke sind die Leute von hier“, sagte Josef Liebl von der Firma SLE. Das muss man weiter unterstützen. Prof. Dr. Andreas Grzemba wies auf die tolle Entwicklung des Campus hin. „Es ist sehr gut angelaufen“, sagte dazu Bürgermeister Heinrich. Der Campus könnte sich nach fünf Jahren selbst finanzieren. Doch wenn man wie gewünscht kleine und mittlere Unternehmen unterstützen will, dann „brauchen wir eine Grundfinanzierung wie es auch die Fraunhofer Institute bekommen“. Es ist ohnehin ein Novum, dass die Kommune eine Hochschule finanziert. „Wenn man die Wissenschaft in der Region haben möchte, brauchen wir auch in Zukunft eine Grundfinanzierung“, forderte Dr. Heinrich.

Architekt Werner Pauli prangerte die Vergabeordnung für öffentliche Bauten an. Sie benachteiligt eindeutig kleinere Büros. Wenn die Fragen nach Umsatz, Anzahl der PC und Arbeitsplätze über der Kreativität steht, dann „frage ich mich schon, wer denkt sich so etwas aus?“

Das Innenministerium muss mehr Druck machen in Tschechien, forderte Lothar Dumm. Der Elternbeiratsvorsitzende der Realschule sprach das Drogenproblem an. „Die Toleranzgrenze bei Crystal ist ein Witz. Wir fordern vom zuständigen Minister null Toleranz“.

Ottilie Fritsch prangerte an, das die AOK Bayern ein Medikament gegen Altersdiabetes nicht mehr bezahlt. „In ganz Deutschland gibt es kein Problem, nur in Bayern wehrt man sich dagegen“. Die Hintergründe kennt man nicht. Das will sie jetzt aber vom Vorstand der AOK wissen. Schließlich gelte im ganzen Land die Therapiegleichheit.

Vehement setzte sich Gerhard Albrecht von der Plattform Temelin für politischen Druck gegen den Ausbau des tschechischen Atomkraftwerkes ein. „Da werden Kompetenzen hin- und hergeschoben. Man hat den Eindruck, dass ist für unsere Politiker kein Thema“. Bei Anhörungen lassen sich weder Landes- noch Bundespolitiker sehen. Um den Tschechen zu zeigen, das es auch anders geht, muss bei uns die Energiewende voran getrieben werden.

In dieser Hinsicht sehen Jürgen Schano und Karl Schreiner erhebliche Probleme. „Wenn man heute neue Wasserkraftwerke bauen will, wird das von der Staatsregierung enorm erschwert“, kritisieren sie. Die Messlatte liegt so hoch, dass vor 17 Jahren der letzte Neubau erstellt wurde. Jetzt sieht ein Entwurf vor, dass in Bayern nur 60 Neubauten zugelassen werden. „Wir hätten vor Ort alles, wollen die Energie hier erzeugen, brauchen keine Stromautobahnen, doch mit diesen bürokratischen Hürden wird das nichts“. Die Redner forderten eine Regelung für Kleinkraftwerke. „Die muss zeitnah kommen, sonst wird es nichts mit der Energiewende“.

Das Problem der Zuschüsse sprachen Walter Bauer von der Musikschule, Sebastian Gruber für den TV Freyung und Alois Seidl vom Kulturkreis an. Der TV muss den zugesagten Zuschuss des BLSV von 150 000 Euro für den Bau der FreYarena vorfinanzieren. Dafür fallen 4000 Euro Zinsen pro Jahr an. Wann der Zuschuss kommt, steht in den Sternen. „Man muss mit vier bis sieben Jahren rechnen“, erklärte Gruber. Schuld ist das Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Es fehlt die zeitliche Zusage. „Vielleicht geht das im Wahljahr schneller“, machte Schöberl Mut. Alois Seidl bezeichnete es als Skandal, dass das Kultusministerium eine geringe, finanzielle Unterstützung für die Kulturwochen Wolfsteiner Herbst seit Jahren ablehnt.

Als Erfolgsmodell stellten die „Ilztalbahner“ ihr Projekt vor. Doch der rührige Verein blickt immer nach vorne. Ihre Vision wäre die Reaktivierung des Abschnittes Waldkirchen-Haidmühle. „Das wäre dann für die Donau-Moldau-Region die richtige Achse“, sind Helmut Streith und Prof. Thomas Schempf überzeugt. Zur Unterstützung könnte der Staat auch in unserer Region Verkehre bestellen, denn der Verein „kann nur das machen, was wirtschaftlich möglich ist“. Ob die Vision war wird, kann nur die Politik beantworten.

Nach der Sendung ist vor der Sendung. Jetzt sind die Fernsehleute gefragt. Aus 18 Beiträgen und zweieinhalb Stunden Aufzeichnung muss eine Sendung von 45 Minuten geschnitten werden. Die Redakteure müssen sich für sieben Beiträge entscheiden. Welche Redner es in die Sendung schaffen, welche Politker bei Andreas Bönte im Studio Rede und Antwort stehen, das erfahren wir am Mittwoch, 13. März, ab 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen.

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