Bericht: Hans Schauer, Passauer Neue Presse, 20.07.2021
Ilztalbahn: Wechsel an der Spitze des Fördervereins
Michael Liebl hört nach 16 Jahren auf – Auch heuer nur eingeschränkter Betrieb – Resolution an den Landkreis Passau
Von Hans Schauer
Tiefenbach. Auf eine 16-jährige Erfolgsgeschichte kann der Förderverein der Ilztalbahn zurückblicken, resümierte der langjährige Vorsitzende Michael Liebl bei seiner letzten Jahreshauptversammlung in dieser Funktion im Gasthof Knott in Jacking. Unter den 66 Anwesenden des 665 Mitglieder zählenden Vereins waren auch die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz Rita Hagl-Kehl aus Freyung, Bezirksrat Urban Mangold aus Passau, Kreisrat Eike Hallitzky aus Passau, Ex-MdL und Honorarkonsul der Republik Kroatien Konrad Kobler sowie einige Stadträte aus Passau und Freyung
Die Coronapandemie habe nicht nur dem Fahrbetrieb der Ilztalbahn, sondern auch den Aktivitäten des Fördervereins einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagte Liebl. Das Projekt „Ilztalbahn“ bezeichnete er als Erfolgsgeschichte, denn sie fahre seit zehn Jahren, auch wenn sie manchmal ausgebremst wurde, sei es durch Unwetter oder durch einen Baggerarm, der eine Brücke beschädigt hat.
Es geht darum, den Verkehr auf der B12 zu verringern
Die Ilztalbahn sei nicht Hobby einiger „Modelleisenbahner“, sondern Teil des öffentlichen Personennahverkehrs, wie es das Bayerische Staatsministerium für Bau, Wohnen und Verkehr amtlich festgestellt hat. Michael Liebl zeigte sich etwas „verschnupft“, weil die Untersuchung der möglichen Fahrgastpotenziale der Ilztalbahn noch nicht durchgeführt wurde und sich diesbezüglich der Freistaat und der Landkreis Passau gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben würden. Mittlerweile gebe es keinen Bürgermeister einer an die B12 angrenzenden Gemeinde mehr, der ein negatives Meinungsbild von der Ilztalbahn habe, denn es gehe darum, den Verkehr auf der stark befahrenen Bundesstraße zu verringern.
Ein weiteres Problem wurde im Coronajahr 2020 ausgemacht: die Nichtrealisierbarkeit der Sanierung des Bahnhofs Waldkirchen, einhergehend mit einer von der EU geförderten Ausstellung „Vom Goldenen Steig zum Eisernen Steig“. Lieferprobleme von Baumaterial, die Schwierigkeit, Handwerksbetriebe zu finden, und erhebliche Kostensteigerungen haben die Vorstandschaft bewogen, das Projekt aufzugeben, obwohl schon 12000 Euro für die Vorbereitung ausgegeben wurden.
Am Ende seines letzten Rechenschaftsberichts als Vorsitzender dankte Michael Liebl seinen Mitstreitern im Vorstand, vor allen Dingen aber dem Geschäftsführer der Ilztalbahn-GmbH Prof. Dr. Thomas Schempf für sein Engagement, damit die Züge fahren können.
Schatzmeister Hans Stifter berichtete, dass die Mitgliedsbeiträge und Spenden die größten Einnahmeposten waren. Trotz vieler Widrigkeiten konnte er für 2020 eine positive Bilanz verkünden.
Aktuelle Informationen zur Ilztalbahn lieferte Geschäftsführer Thomas Schempf. Im Vorjahr habe Corona den Zugverkehr stark eingeschränkt, heuer war es der Arm eines Baggers, der auf einem Tieflader transportiert wurde. Dieser habe eine Eisenbahnbrücke derart stark beschädigt, dass sie aufgrund eines von der ITB in Auftrag gegebenen Gutachtens das Gewicht einer Zuggarnitur nicht mehr aushält. Deshalb könne der Zug in dieser Saison nur bis zum Bahnhof Röhrnbach fahren. Die Instandsetzung der Brücke verzögere sich, weil die Versicherung des Unfallverursachers das ITB-Gutachten überprüfen lässt.
Obwohl die Ilztalbahn vom Bayerischen Verkehrsministerium das Prädikat „Schienen-Personen-Nahverkehr“ erhalten hat, finde er bei den meisten Politikern kein Gehör, wenn es darum geht, den Zugverkehr von Passau nach Freyung als Regelverkehr einzustufen, so Schempf. Er wolle aber an diesem Thema dranbleiben, deshalb favorisiere er eine Vernetzung mit anderen lokalen Eisenbahninitiativen, weil alle ähnlich gelagerte Probleme haben.
Schempf lobte die Menschen, die sich für das gemeinsame Projekt „Reaktivierung der Bahnstrecke Passau-Freyung“ zusammengetan haben und es trotz vieler Widerstände realisieren konnten. Als Triebfedern des Fördervereins Ilztalbahn bezeichnete der Geschäftsführer den Vorsitzenden Michael Liebl, die ehrenamtlich tätigen Triebfahrzeugführer und das Infrastrukturteam, das sich um die Streckenpflege kümmert.
Zur Landesgartenschau in Freyung im Jahr 2023 soll es laut Schempf keine Zubringerzüge geben, die Ilztalbahn GmbH lasse aber mit Unterstützung der Stadt Freyung nicht locker in ihren Bemühungen, dass die Ilztalbahn als Zubringerverkehrsmittel für die Landesgartenschau eingesetzt wird. Auf den Saisonverkehr 2021 eingehend, erläuterte der Geschäftsführer, die Züge werden im Zweistundentakt fahren.
Kobler wirbt für Lückenschluss
Rita Hagl-Kehl sagte, die Gleise der Bahnstrecke Passau-Freyung wären herausgerissen worden, wenn sich die Bevölkerung im Landkreis Freyung-Grafenau nicht dagegen gewehrt hätte. Sie verstehe das Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr nicht, das einer Potenzialanalyse für einen Regelverkehr der Ilztalbahn nicht zustimme. Zur Landesgartenschau in Freyung wäre ein Regelverkehr der Ilztalbahn eine Entlastung für die stark befahrene B12 und eine ideale Ergänzung zur naturnahen Landesgartenschau. Ihr missfalle auch, dass der Freistaat die vom Bund den Bundesländern überwiesenen Mittel für die Regionalisierung überwiegend in den Ballungszentren München und Nürnberg einsetze.
Mit einer humorigen, in Gedichtform verfassten Hommage an den Gründungs- und langjährigen Vorsitzenden des Fördervereins Ilztalbahn, Michael Liebl, ließ Pfarrer Markus Krell die 16 Jahre seiner Ära Revue passieren. Obwohl Liebl ein begeisterter Radfahrer sei und die Strecke der Ilztalbahn von vielen auch gerne zu einem Radweg umgebaut worden wäre, setzte er sich mit aller Kraft für die Reaktivierung „Deutschlands schönster Bahnstrecke“ ein.
Michael Liebls letzte Amtshandlung als Vorsitzender des Fördervereins Ilztalbahn war die Vorstellung einer Resolution des Fördervereins an den Passauer Landrat Raimund Kneidinger und den gesamten Kreisrat. Hierin wird gefordert, einen positiven Beschluss des Gremiums herbeizuführen, dass eine Fahrgastpotenzialanalyse durch den Freistaat durchgeführt werden kann. In dieser Resolution ist auch festgehalten, dass es durch die Einbindung der Ilztalbahn in das bestehende ÖPNV-Netz der Kommunen und kreisfreien Städte sowie der Landkreise keine Verschlechterung für die Fahrgäste auf den Buslinien, insbesondere für die Schülerverkehre, geben wird.
Konrad Kobler, Vorsitzender des Bezirksverbands Niederbayern der Europa-Union, berichtete von einer Resolution dieser Organisation, die im „Europäischen Jahr der Schiene“ grenzüberschreitende Verbindung Passau-Budweis (CZ) als Pilotprojekt endlich zu realisieren und den vor dem 2. Weltkrieg vorhandenen grenzüberschreitenden Zustand wieder herzustellen. Er forderte von der Politik, das „Anti-Ilztalbahn-Virus“ zu beseitigen, und bezeichnete ein EU-Programm für die Bahnverbindung von Passau bis an die tschechische Staatsgrenze als „Sechser im Lotto“.
VORSTANDSCHAFT
Die Neuwahlen beim Förderverein Ilztalbahn brachten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Hans Madl-Deinhart, 2. Vorsitzender Christoph Fleissner, 3. Vorsitzender Wilhelm Splitter, Schatzmeister Hans Stifter, Schriftführer Prof. Dr. Jörg Eckert, Beisitzer Boris Burkert, Monika Fecher, Eike Hallitzky, Pfarrer Markus Krell, Friedrich Papke, Michael Paul, Laura Poost, Sebastian Schlutz, Hermann Schoyerer, Thomas Stifter und Thomas Heider, Kassenprüfer Michael Brockelt und Elisabeth Tesche.