Landtag zeichnet die Ilztalbahn aus 2

Bürgerkulturpreis 2011 des Bayerischen Landtags

1. Preis: Wiederinbetriebnahme der Ilztalbahn

Der Förderverein Ilztalbahn in Waldkirchen hat in einer großartigen Gemeinschaftsleistung fast Unmögliches geschafft: die Wiederbelebung der Ilztalbahn. Seit Mitte Juli 2011 fährt wieder ein Zug auf der 50 Kilometer langen Strecke von Passau über Waldkirchen nach Freyung in den Bayerischen Wald. Er fährt nach einem festen Fahrplan, jeden Samstag, Sonntag und Feiertag, jeweils vier Mal hin und zurück. Das erste Betriebsjahr hat alle Erwartungen übertroffen: Die Ilztalbahn beförderte an den 34 offiziellen Fahrtagen rund 28.000 zahlende Fahrgäste. Das sind 800 pro Fahrtag. Damit hat der Förderverein Ilztalbahn mit seinen 700 Mitgliedern ein erstes großes Ziel erreicht: wieder einen touristischen Regelverkehr auf die stillgelegte Bahnstrecke von Passau nach Freyung zu bringen. Sechs Jahre leidenschaftlicher Einsatz haben sich gelohnt!

Unbeeindruckt von allen Widerständen

In der Anfangszeit waren die Initiatoren als rückständige Spinner beschimpft und als Phantasten verlacht worden. Kein Mensch steige in dieser Zeit auf den Zug um, argumentierten vor allem Kommunalpolitiker, die damals auf stillgelegten Trassen lieber Radwege bauen wollten. Es sei viel zu teuer, die marode Bahnlinie zu sanieren, auf der seit Jahren kein Zug mehr fährt, winkten sie ab. In Freyung und Waldkirchen fanden Bürgerentscheide statt. Unbeeindruckt von allen Widerständen entwickelten die Initiatoren ihr Konzept, stellten es in zahlreichen Sitzungen und Versammlungen vor, leisteten Überzeugungsarbeit. So wurde im November 2005 der Förderverein Ilztalbahn gegründet, ein Jahr später die Ilztalbahn GmbH mit einem Stammkapital von 210.000 Euro. Dieses Geld haben 36 private Gesellschafter einbezahlt mit Summen von 1250 bis 10 000 Euro. Dazu kommen privat verbürgte Kreditmittel in doppelter Höhe, Einzelbeiträge der Vereinsmitglieder und Spenden.

65 Ehrenamtliche leisteten in den vergangenen drei Jahren über 10 000 freiwillige Arbeitsstunden, um die Strecke wieder befahrbar zu machen: Sie schnitten den von Bäumen und Sträuchern überwucherten Weg frei, setzten Baufahrzeuge aufs Gleis, erneuerten die Brückenbohlen, drehten mit Minibaggern und Erdbohrern Löcher für die Schilder in das Erdreich. Elf Mitglieder haben sich zu Lokführern ausbilden lassen, fahren unentgeltlich wie die Zugbegleiter auch.

Mehr grenzüberschreitende Angebote

Die beiden Geschäftsführer arbeiten ebenfalls ehrenamtlich. Nach der erfolgreichen ersten Saison geht der Förderverein die nächsten Schritte an: Der Freizeit- und Tourismusverkehr soll auf weitere Betriebstage ausgedehnt werden, ab dem Jahre 2013 sollen wieder Güterwagen mit Holz fahren. Der Förderverein Ilztalbahn will außerdem zusammen mit der Südböhmischen Eisenbahnverwaltung die grenzüberschreitenden Angebote verstärken: Schon jetzt sind Ausflüge von Passau nach Krumau und Budweis in Tschechien möglich. Das fehlende Eisenbahnstück von Waldkirchen nach Haidmühle überbrückt ein Bus, der direkt am neuen Bahnsteig in Nové Údolí hält. Damit ist die Ilztalbahn in das „Grenzüberschreitende Freizeitverkehrsnetz Donau-Ilz-Moldau“ eingebunden. Fördermittel aus dem EU-Programm Interreg IV sollen helfen, die Strecke weiter zu ertüchtigen und nachhaltig zu sichern. Der Zug fährt wieder – für sanften Tourismus, für eine nachhaltige umweltfreundliche Nutzung, für Freizeitmöglichkeiten auf beiden Seiten der Grenze, für Völkerverständigung und Freundschaft unter Nachbarn. Der Förderverein Ilztalbahn hat die Weichen richtig gestellt – dafür der Bürgerkulturpreis 2011 des Bayerischen Landtags. /Heidi Wolf – Bayerischer Landtag

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