Sinntalbahn zwischen Jossa und Wildflecken ist Geschichte

Die Bahnstrecke Jossa – Bad Brückenau – Wildflecken existiert nicht mehr.  Seit Jahren gab es zahlreiche Diskussionen um die Zukunft der 30 Kilometer langen Lokalbahn in der Rhön. Bis zuletzt hatte sich die Interessengemeinschaft Sinntalbahn – Kreuzbergbahn  für eine Reaktivierung stark gemacht. Man wollte die Strecke nach Vorbild der Ilztalbahn für den Ausflugsverkehr nutzen. Die Gemeinden entlang der Sinntalbahn favorisierten hingegen den Bau eines Radwegs auf der Bahntrasse. Nachdem ein Pachtvertrag zwischen der Rhein-Sieg-Eisenbahn und der DB Netz AG scheiterte und die Entwidmung der Bahnlinie durch das Zurückziehen des Einspruchs seitens der Staudenbahn rechtskräftig wurde, begann Ende Oktober 2016 der Abbau der Gleise.

Geschichte der Sinntalbahn                                                                                                 Die Eröffnung der Strecke fand in einem ersten Abschnitt zwischen Jossa (Anschluss an die Nord-Südbahn) am 9. Oktober 1891 statt, die Verlängerung nach Wildflecken zum späteren Truppenübungsplatz folgte zum 17. Dezember 1908. Die Pläne für eine Durchbindung nach Bischofsheim an die weiterführende Strecke nach Bad Neustadt wurden durch den Ersten Weltkrieg verhindert und später nicht mehr weiterverfolgt. Nach Beseitigung von Kriegsschäden des Zweiten Weltkrieges – hierzu zählte die Eisenbahnbrücke bei Jossa – verkehrten seit den 27. Oktober 1951 wieder durchgehende Züge. Schon in den 1960er Jahren wurde der Wochenend-Personenverkehr auf Busse verlagert. Bis um 27. Mai 1988 konnte sich dennoch der bescheidene Reisezugverkehr, abgewickelt durch Schienenbusse der Baureihe 798/998, halten. Der Güterverkehr mit seinem verbliebenen Bahnhof Wildflecken erlebte sein Ende zum 4. Februar 2002.
Seit Oktober ist die Sinntalbahn leider Gesichte. Die Mediengruppe Oberfranken berichtete während es Abbaus über die Reaktionen aus der Kommunalpolitik, z.B. erklärte der Landrat des Kreises Bad Kissingen, Thomas Bold: „Wir freuen uns, dass der Antrag zurückgezogen wurde und die Entwidmung der Sinntalbahnstrecke somit rechtskräftig wurde. Wenn damit dem Wunsch der betroffenen Gemeinden, des Landkreises und der Region Rechnung getragen wird und der Weg für die Umnutzung frei ist, ist das natürlich positiv.“ Brigitte Meyerdierks, Vorsitzende Rhönallianz, ergänzte: „Das freut mich natürlich, dass es doch jetzt so schnell geht“. Andrea Schallenkammer, Kurdirektorin aus Bad Brückenau, ergänzte: „Aus touristischer Sicht genial“, Schallenkammer geht bei der Umsetzung der Radwegeplanung von einer Steigerung der Gästezahlen um zehn Prozent aus.

Mehr zur Sinntalbahn in der kommenden Ausgabe 6/16 des „schienenbus“ (www.der-schienenbus.de)

 

Aus der Sicht des Fördervereins Ilztalbahn ist der Abbau der Sinntalbahn sehr bedauerlich. Ähnlich der Bahnstrecke zwischen Passau und Freyung hätte man durch eine sinnvolle Verknüpfung von Bahn und Rad ein attraktives Angebot für Touristen und Ausflügler schaffen können. Zugleich hat man sich die Möglichkeit verbaut, im Sinne des Denkmal – und Umweltschutzes ein nachhaltiges Verkehrsmittel  für die Zukunft zu erhalten.

 

(09.11.2016, Christoph Fleissner, Bilder: David Grolms)

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