Bericht von der Mitgliederversammlung

PNP Freyung vom 19.03.2020

Die „romantische Schiene“ als Vorbild

Versammlung des Fördervereins Ilztalbahn – Fahrplan 2020 wird kaum verändert und die Fahrpreise können konstant gehalten werden

Freyung. Noch bevor die Corona-Krise den Landkreis mit voller Härte traf, fand die Frühjahrsversammlung des Fördervereins Ilztalbahn statt. Wie auch in den vergangenen Jahren wurden zunächst die satzungsmäßigen Berichte abgegeben, insbesondere der Kassenbericht, und die Entlastung des Vorstands ausgesprochen.

Breiten Raum nahm der Ausblick auf die kommende Saison sowie eine Bewertung der verkehrspolitischen Gesamtsituation im Raum Passau und dem Bayerischen Wald ein. Im Anschluss wurde im Kreis aller Anwesenden ausführlich diskutiert.

Der Schienenverkehr in Deutschland ist allein Sache des Bundes und der Länder, darauf wies Michael Liebl, der Vorsitzende des Fördervereins Ilztalbahn in seinem Bericht hin. Die Kommunen sind dafür überhaupt nicht zuständig und müssen deshalb auch grundsätzlich keine Zahlungen für die Ertüchtigung einer Bahnstrecke und den Regelbetrieb leisten.

Der Bund habe gerade in jüngster Zeit die finanziellen Mittel für die Erhaltung der Bahnlinien erheblich aufgestockt und diese Mittel seien ausdrücklich auch für die Reaktivierung von Bahnstrecken vorgesehen. Anderswo habe man sofort gehandelt, etwa bei der Bahnstrecke entlang der Romantischen Straße von Dombühl (Kreis Ansbach) über Dinkelsbühl nach Nördlingen. Die touristisch bedeutsame Strecke sei etwa so lang wie die Ilztalbahn und werde nun mit einem Betrag von voraussichtlich mehr als 20 Millionen Euro aus dem Fördertopf des Bundes ertüchtigt und spätestens im Jahre 2024 wieder im Regelbetrieb befahren. Auch bei dieser Strecke habe es Bedenken gegeben, doch jetzt zögen Landkreis und Kommunen an einem Strang, weil man die großen Chancen für die Region sehe.

Das Reaktivierungsangebot des Freistaats Bayern für die Ilztalbahn liegt laut Liebl seit mehr als fünf Jahren auf dem Tisch, wie ein Geschenk, weil es den örtlichen Kommunen nahezu nichts koste, sondern ganz im Gegenteil Jahr für Jahr Millionenbeträge aus der Kasse des Freistaats in die Region bringe. „Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt den Zug nicht versäumen“, mahnte Liebl.
Die Bahn werde in Zukunft allgemein an Bedeutung gewinnen. Damit aber hätten alle Kommunen, die einen Bahnanschluss besitzen, einen ganz wesentlichen Standortvorteil. „Das betrifft natürlich Freyung als künftiger Sitz des Verwaltungsgerichts, aber in ganz besonderer Weise auch die Stadt Waldkirchen mit ihren umfangreichen Bahnanlagen“. Das sollte eigentlich jedem klar sein, der vor Ort politische Verantwortung trägt oder künftig tragen will, meinte Liebl.

Der Geschäftsführer der Ilztalbahn GmbH, Prof. Dr. Thomas Schempf, konnte in seinem Rück- und Ausblick vor allem über Kontinuität beim Fahrbetrieb der Ilztalbahn berichten. Der Fahrplan 2020 wird kaum verändert und die Fahrpreise 2020 können konstant gehalten werden. Basis des in der mittlerweile 11. Fahrsaison angebotenen Fahrbetriebs ist die Fortführung des außergewöhnlich hohen ehrenamtlichen Engagements aus dem aktiven Kreis der nach wie vor über 700 Mitglieder. Schempf wurde aber auch sehr klar in seinem Ausblick: „Es gibt mannigfaltige politische Ankündigungen zur Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsangeboten – die Umsetzung wird jedoch verschleppt oder existiert nie.“ Schempf monierte auch, dass es kaum Antworten aus den zuständigen Ministerien auf Anfragen und Briefe gebe: „Es ist wie ein Dauer-Mikadospiel zwischen dem Innenministerium in München und dem Landratsamt Passau – keiner mag ein Stäbchen ziehen – und dazwischen fällt die zugesagte Untersuchung eines Konzepts für den Regelverkehr unter‘n Tisch“. „Insgesamt“ so Schempf weiter, „fehlt es in ganz Bayern an einer Landeseisenbahnpolitik aus einem Guss, so wie es andere Bundesländer seit Jahren vormachen“.

Schempf bedankte sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit dem Förderverein und erinnerte an das im September anstehende Jubiläum der Ilztalbahn: „Zehn Jahre ehrenamtlicher Regelbetrieb auf der reaktivierten Schiene zwischen Waldkirchen und Freyung – ein Grund zum Stolz sein und Feiern!“

Reinhard Fildhuth, zuständiger Örtlicher Betriebsleiter und Leiter der Infrastrukturtruppe, berichtete von den ohne Winterpause stattfindenden Arbeiten „seiner Leute“: So wurden im Bahnhof Waldkirchen die Weichenschwellen ausgetauscht, im Streckenabschnitt der Ilzleite ca. 80 Bruchbäume nach den starken Winden verarbeitet. Eike Hallitzky, Landesvorsitzender der bayerischen Grünen, bedankte sich ausdrücklich beim Verein für die quasi unentgeltliche Regierungspolitik: „Ihr haltet die fortschrittliche Mobilitätsvariante für die Region offen – das ist ein nicht aufzuwiegender bürgerschaftlicher Einsatz – vielen Dank dafür!“

Der Freyunger Stadtrat Sepp Gais übermittelte die ausdrücklichen Dankesworte der Stadt Freyung und des Bürgermeisters Dr. Olaf Heinrich für die „ehrenamtlichen Bahnaktiven“. Nach vielfältigen Fragen beendete Michael Liebl die Versammlung mit dem Hinweis „…, dass ohne Bahn ein Ort nur halb so attraktiv in der kommenden Zeit sein wird“.
 − hoy

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