Von Haidmühle aus in die Donau-Moldau-Region

2012.04.14. PNP

Bahnhof Nove Udoli idealer Ausgangspunkt – In die Goldene Stadt Prag geht’s im Ein-Stunden-Takt – PNP mit einem Waldkirchner Trio auf Zugfahrt – von Otto Draxinger

Die tschechische Hauptstadt Prag: Die Metropole leuchtet im Licht der Abendsonne und macht ihrem "goldenen" Namen alle Ehre.  − Fotos: Otto Draxinger



Haidmühle/Prag. Warum in weite Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah − das sagen sich seit Jahren ein paar gstandne Waldkirchner und gehen auf Reisen. Dabei nutzen sie auch eine Möglichkeit, die nahezu vor der Haustür liegt und zu den Schönheiten der östlichen Nachbarn führt. Im Ein-Stunden-Takt geht vom Bahnhof Nove Udoli nahe Haidmühle der Zug nach Krummau, Budweis und Prag. Wie leicht und schön es ist, die Donau-Moldau-Region zu erkunden, schildert PNP-Mitarbeiter Otto Draxinger − und vielleicht macht der Reisebericht ja auch Appetit zum Nachahmen. . .

Eigentlich wollten wir schon um 9.17 Uhr abfahren, aber dann haben wir doch noch nicht so früh aufstehen mögen, so dass wir den Zug erst eine Stunde später bestiegen. Wir, das sind drei Waldkirchner im rentenfähigen Alter und schon seit Jahren gehen wir im Frühjahr einige Tage „auf Rucksacktour“, um uns miteinander eine kultur- und geschichtsträchtige Stadt unserer östlichen Nachbarn anzuschauen. Krakau, Warschau oder Breslau standen da schon auf dem Besichtigungsprogramm und auch die Goldene Stadt Prag. Weil aber die tschechische Metropole kaum weiter als die Landeshauptstadt München von uns entfernt ist und Prag mit dem Zug nahezu von unserer Haustüre aus erreicht werden kann, haben wir uns wieder einmal für die tschechische Millionenstadt, deren historisches Zentrum seit 1992 zum UNESCO-Welterbe zählt, entschieden.

Die eher gemächliche Fahrt wird zu jeder Jahreszeit von einer am Zugfenster vorbeiziehenden, oft noch ganz ursprünglichen Landschaft entschädigt.

Also haben wir − gut ausgeschlafen − kurz nach 10 Uhr mit unserem Kleingepäck bei Nove Udoli, unweit von Haidmühle, die Landesgrenze überquert, um den dort schon auf uns wartenden Zug zu besteigen und schon kurz darauf gab auch die Schaffnerin pünktlich um 10.17 Uhr das Signal zur Abfahrt. Von der freundlichen Zugbegleiterin konnten wir die Fahrtkarten kaufen und über unsere Reiseroute noch ein wenig Rat einholen. Schon ab zwei Personen gibt es bei der tschechischen Bahn einen Gruppentarif. „Skupina“ heißt er in der Landessprache unserer Nachbarn, wobei der erste Fahrgast voll, die zweite Person 60 Prozent und jede weitere die Hälfte des Fahrpreises bezahlen muss. Knapp zehn Euro hatte Dank dieser Ermäßigung ein jeder von uns für die einfache Fahrt zu entrichten, allerdings in tschechischen Kronen, denn Euro werden im Zug nicht angenommen.

Unproblematisch gestaltet sich der Ticketkauf in Nove Udoli im Zug − man muss halt für die nette Schaffnerin nur die notwendingen Kronen dabei haben.

Übrigens: Gleich mehrere Wege führen vom kleinen Grenzbahnhof Nove Udoli aus nach Prag. Da gibt es die westliche Variante über Wallern und Pilsen oder die mittlere über Prachatitz, Pisek und Pribram, für die wir uns bei der Hinfahrt entschieden haben − oder auch noch die östliche Hauptstrecke über Budweis.

Einige Stunden muss man allerdings für die Fahrt aufbringen, dafür entschädigt den Genuss-Reisenden ein eher entspanntes und gemächliches Dahingleiten vorbei an rotbemützt grüßenden Bahnhofsvorstehern in einer überaus reizvollen und oft noch recht ursprünglichen Landschaft.

Alles einsteigen! Michael Liebl (v. r.) und Andreas Pietzsch am Grenzbahnhof Nove Udoli bei Haidmühle. Von dort fährt jede Stunde ein Zug in Richtung Prag.

 

Wir haben jedenfalls die Entschleunigung gerne angenommen und da unser direkter Anschlusszug in Protivin schon recht überfüllt war, haben wir kurzerhand die dortige Bahnhofsrestauration aufgesucht und sind nach einer Brotzeit erst eine Stunde später mit dem nächsten Zug weitergereist.

Die im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Zerstörungen verschont gebliebene Stadt Prag ist wegen ihrer außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten immer eine Reise wert. Wir haben uns wieder einmal mehr für die Außenbezirke interessiert, für den Neuen Jüdischen Friedhof, für das Denkmal an die Schlacht am Weißen Berg, für das Technikmuseum und die Nationalgalerie, um nur einige Highlights zu nennen und natürlich darf ein Bummel durch die Altstadt, über die Karlsbrücke und hinauf zum Hradschin, eine Kaffee-Sitzweil im Café Slavia und die böhmische Küche in einer typischen tschechischen Gastwirtschaft niemals fehlen.

Auf der Hauptstrecke über Budweis, die wegen laufender Streckenverbesserungen immer schneller wird, sind wir nach drei interessanten Tagen mit dem Zug im Ein-Stunden-Takt wieder nach Hause gefahren, ab dem Prager Hauptbahnhof direkt nach Nove Udoli, dem Grenzbahnhof.

Das Trio ist sich sicher: „Wir werden diese außergewöhnliche Bahn-Reisemöglichkeit bestimmt wieder nutzen, vielleicht wieder nach Prag oder am Wochenende für eine Bahn-Wallfahrt zum Heiligen Berg nach Pribram oder auch zu vielen schönen Ausflugszielen im südböhmischen Raum, entweder gleich morgens ab 9.17 Uhr oder aber auch einige Stunden später, der Ein-Stunden-Takt macht’s möglich. Die Abfahrt ist immer bequem nahezu vor der Haustür!

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